Mit dem Fahrrad auf Reisen: Dänemark

Fachwerkhaus auf Fyn

Dänemark ist ein ausgesprochenes Fahrradland. Diesen Umstand auf die Topografie zurückzuführen wäre hingegen ein Kurzschluss: Unser nördliches Nachbarland verfügt über recht große hügelige Gebiete, das vorgeblich so fahrradfreundliche Flachland ist in der norddeutschen Tiefebene viel umfangreicher. Dennoch spielt das Fahrrad als Verkehrsmittel in Dänemark eine deutlich größere Rolle als in deutschen Landen.

Jeder zweite Däne besitzt statistisch gesehen ein Fahrrad; die „Fahrraddeckung“ ist damit etwa doppelt so groß wie in Deutschland. Und ein augenfälliger Unterschied besteht darin, daß die Dänen ihre Drahtesel als Nahverkehrsmittel auch tatsächlich einsetzen. In Großstädten wie Kopenhagen kann es durchaus vorkommen, dass der Radler-Rückstau an einer Ampel länger als die Autoschlange ist.

Solche Phänomene lassen den Vergleich mit den Niederlanden als naheliegend erscheinen. Während die Holländer für den Fahrradverkehr eine weitgehend eigene Infrastruktur mit umfangreichem Radwegenetz geschaffen haben, beschränken sich in Dänemark Radwege auf innerörtliche und einige Hauptfernstraßen sowie wenige touristische Radrouten. Die Domäne der Fahrräder sind hingegen die fast 50.000 km kleiner und kleinster Nebenstraßen fast ohne Autoverkehr, die den Radfahrer nicht so stark von seiner Umgebung absondern wie spezielle Fahrradrouten, auf denen das Fahrradfahren aber genauso genussreich ist.

Zu der für Radfahrer erfreulichen Infrastruktur gesellt sich in Dänemark ein Umstand, der das Land zu einem besonderen Fahrradreise-Paradies werden lässt: die beträchtliche landschaftliche Vielfalt. Schon die dünn besiedelte Halbinsel Jütland, als einziger Landesteil mit dem europäischen Festland verbunden, macht dies deutlich. Während die westlichen Landesteile mit ihrer Marsch-, Geest- und Dünenlandschaft dem Klischee eines angeblich fahrradfreundlichen Flachlandes recht nahe kommen, wird es um so hügeliger, je weiter man nach Osten gelangt. Im Bereich der kleinen Seenplatte um Skanderborg und nahe der Ostküste fordern teils recht beträchtliche Steigungen vom Radtouristen durchaus physische Leistungsfähigkeit.
Auf engerem Raum findet sich solche Unterschiedlichkeit auf den Inseln Dänemarks wieder. Vor allem der Süden Fünens und Teile von Seeland und Møn sind recht hügelig; nahezu alle dänischen Landschaftsformen sind auf der südlich von Schweden gelegenen Insel Bornholm anzutreffen. Steilküsten hingegen sind in Dänemark sehr selten und nur am Ostrand der Insel Møn von nennenswerter Höhe.

Abgesehen von der nordöstlichen Küstenstraße auf Seeland verfügen alle Teile Dänemarks über besonderen Reiz und interessante Sehenswürdigkeiten, seien es die beschauliche Landschaft Nordjütlands oder die Herrensitze auf Seeland oder anderen Inseln. Da etliche Teile des Landes von Deutschland aus direkt per Fähre erreichbar sind, ist die Beschränkung auf einzelne Gebiete leicht und ermöglicht Fahrradreisen sehr variabler Länge. Die Etappenbeschreibungen dieses Buches nehmen auf diesen Umstand Rücksicht: Sowohl Rundreisen über einige der Inseln als auch vollständige Dänemarktouren sind möglich, Querverbindungen über Fähren bestehen in reichem Maße.

Der Umstand, dass Dänemarks einzige Festland-Staatsgrenze die Nordgrenze Deutschlands ist, macht die Anreise für deutsche Fahrradurlauber besonders einfach. Günstige Eisenbahnverbindungen und Fähren von etlichen Ostseehäfen ermöglichen eine stressfreie Reise von Anfang an.

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