Mit dem Fahrrad auf Reisen: Kreta



Zu einer Zeit, da Resteuropa noch in Gruben und Pfahlbauten wohnte, wurden auf Kreta bereits Paläste errichtet und Gesetze verfasst. Die Einwanderer waren aus Kleinasien oder Ägypten gekommen – mit all dem Wissen der dort bereits existierenden Hochkulturen. Auf Kreta gründeten sie die erste europäische Zivilisation.

Vier große Karstgebirge dominieren die Gestalt Kretas. Diese rauen, bis zu zweieinhalbtausend Meter hohen Erhebungen werden von fruchtbaren, oft sogar lieblichen Tälern kontrastiert, wo Ölbäume, Wein und Orangen wachsen. Hinzu kommen Hochplateaus, Schluchten, Höhlen und Grotten in seltener Fülle. In diesen Regionen, die dem Himmel näher als dem Meer sind, entstanden jene Mythen, die Kreta zur „Insel der Sagen“ machten.


Kreta ist eine Götterinsel mit sehr heutigen Vorzügen, wie blaugrünen, ziemlich sauberen Meeren, an die 300 Sonnentagen pro Jahr und flachen Sandstränden an der Nordküste. Dort tritt man sich auch gern mal auf die Füße. Entfernt man sich jedoch von den Badeorten der Nordküste, entdeckt man eine weiträumige Insel mit weltfernen Reizen.


Einen Kilometer von der Küste entfernt, ist der Tourismus nur noch ein leises Raunen, das bald ganz verstummt. Statt dessen erreichen wir malerische Bergdörfer, in denen es grünt und blüht, und wo Menschen leben, die wenig erschüttern kann. Wir setzen uns auf einen Kafedaki mit einem Glas kalten Quellwassers vor ein Kafenion. Die Atmosphäre ist freundlich-entspannt. Wer als Durchreisender das Gespräch sucht, kann es finden, wer nur den dörflichen Frieden genießen will, wird ebenfalls respektiert. Die Wirtin füllt unsere Trinkflasche, oder zeigt uns den Hahn, dann geht es weiter. Über die Dörfer und durch die Berge. Schließlich hinab zur weit weniger touristischen Südküste. Wie im Flug verging der Tag.


Küsten, Täler und Gebirge machen aus dem heutigen Kreta eine Insel der Panoramastraßen. Das Tourenpotenzial reicht locker für sechs Wochen. Da das Straßennetz kontinuierlich erweitert wird, gibt es auf Kreta viele gute Straßen, die nur wenig befahren sind. Typisch ist der stete Wechsel von Szenerien und Perspektiven. Mal ist man unten, mal ist man oben, mal mittenmang. Langweilig wird es beim Radeln auf Kreta jedenfalls nie. Immer gibt es was zu tun, immer was zu schauen!


Viel Vergnügen dabei!

Herbert Lindenberg

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