Mit dem Fahrrad auf Reisen: Unentdecktes (Nordost-) Frankreich

Radweg am Canal de la Marne au Rhin


Auf ruhigen und wenig befahrenen kleinen Landstraßen durch sonnige Weinberge, dunkle Wälder, weite agrarisch genutzte Landschaften, enge Täler, entlang an sanft geschwungenen Flüssen und alten Kanälen, das ist Radfahren in Nordost-Frankreich.

An den Wegen liegen verschlafene kleine Dörfer, alte Schlösser und Burgen, aber auch lebhafte Zentren. Zu „erfahren“ sind geschichtsträchtige Städte mit Renaissancehäusern, gewundenen engen Gassen, quirligen Märkten und feucht-fröhlichen Weinfesten.

Mit dem Fahrrad reisen heißt, sich langsam genug zu bewegen, um ruhig in das Neue einzutauchen, die Landschaft und das Wetter zu erleben, aber auch schnell genug zu reisen, um weiter entfernte Ziele zu erreichen und um den landschaftlichen Wechsel zu erleben.

Das Reisegebiet umfasst vielfältige und reizvolle Landschaften, wie Champagne, Burgund, Elsass, Jura und Lothringen. Mit Bergseen, in denen man baden kann oder und mit riesigen Wäldern (Morvan, Jura, Vogesen), in denen man eher einem Wildschwein als einem anderen Touristen begegnet. Begleitet vom Geläut der Kuhglocken radelt man vorbei an saftigen grünen Hochweiden oder in atemberaubende Talkessel (Jura) hinab, in denen Quellen entspringen. Flüssen (Doubs, Moselle, Loire) begegnet man in allen Varianten, reißend in tief eingeschnittenen Felsschluchten stürzen sie über Stufen und Wasserfälle abwärts oder winden sich in tausend Schleifen behäbig in einem breiten grünen Tal durch die Ebene. Neben großen Ebenen (Rheintal) gehören sanft schwingende Hügel (Lothringen) zum Landschaftsbild. Es wechseln dunkle Wälder mit endlos erscheinenden Mais- und Sonnenblumenfeldern (Champagne) oder mit Wiesen und Weiden ab, die durch Knicks und Hecken parzelliert sind.

Das beschriebene Gebiet ist auch reich an Regionalparks, Seen, Mooren und Sümpfen. Naturbeobachtung und Ruhe haben dort noch ihren eigenen Wert.

Geschichte ist live nicht nur in den alten Städten, sondern auch in Ausgrabungsstätten zu erleben. Die römische Zivilisation hinterließ ihre Spuren, romanische Bauwerke von den unzähligen Dorfkirchen bis zu Cluny, der mächtigsten Abtei des Mittelalters, sind zu besichtigen. Zahllose Burgen und Schlösser, Kirchen wie die Krönungskathedrale von Reims, das Strasbourger Münster und die Basilika Ste.-Madeleine in Vézelay laden zur Besichtigung und zur Kontemplation ein. Zeugen der Geschichte sind auch die mächtigen Befestigungsanlagen von Vauban und die Schlachtfelder des Ersten Weltkriegs.

Nicht nur die herbstlichen Weinfeste im Elsass und im Burgund künden von ländlichem Brauchtum; so wurden der Nikolaus und der weihnachtliche Tannenbaum im Elsass erfunden.

Dieses Gebiet, in großen Teilen abseits der vom Tourismus ausgetretenen Pfade, wird diejenigen, die auf Entdeckungsfahrt gehen, mit seinen landschaftlichen, kulturellen und menschlichen Reichtümern in Erstaunen versetzen.

Zur Vorbereitung sind im ersten Abschnitt dieses Führers Informationen zur Geschichte, Wirtschaft, Politik, Bevölkerung, Klima und Topografie der bereisten Regionen aufgeführt. Das so erlangte Vorwissen sollte nicht nur bei der Auswahl der Etappen dienlich sein.

Im Anschluss daran sind jene kleinen Dinge aufgeführt, die die Besucher Frankreichs wissen sollten und möchten, wie z. B. Einreisebedingungen, geeignete Landkarten, Eisenbahnstrecken, Unterkünfte, Kulinarisches, Adressen, Literatur oder Details zu geeigneten Fahrrädern.

Der eigentliche Fahrrad-Reiseführer beginnt erst danach. Das Etappennetz versucht, alle bedeutenden Sehenswürdigkeiten und landschaftlich schönen Strecken zu erfassen. Campingplätze und Jugendherbergen, gut fahrbare Landstraßen, Radwege und ruhige Nebenstraßen werden beschrieben. Nach einer Vorstellung der Regionen wird Nordost-Frankreich „etappenweise“ behandelt. Dazu ist das Land in 100 Teilstrecken aufgeteilt (siehe Übersichtskarte am Ende des Buches), so dass ein weitgehend individueller Reiseverlauf ermöglicht wird. Die durchnummerierten Etappen sind mit Kartenskizzen und Streckenverlauf ausführlich beschrieben, Städte und Sehenswürdigkeiten, teilweise mit Rasterstreifen hervorgehoben, behandelt. Detailinformationen zu einem Ort stehen im allgemeinen nur in jeweils einer Etappenbeschreibung; sie sind über das Register am Ende des Buches schnell zu finden.

Die Streckenführung der Etappen ist speziell auf die Belange des Fahrrad-Touristen abgestimmt. Es werden weitestgehend Nebenstraßen und Radwege beschrieben, allzu starke Steigungen vermieden sowie landschaftlich und touristisch interessante Stätten aufgesucht.

Die Routenempfehlung beinhaltet keine Vorschriften über die zu vollbringende Tagesleistung – die Länge der Tagesstrecken bestimmt jeder ausschließlich selbst. Je nach persönlichem Geschmack können auch mehrere Etappen an einem Tag bewältigt werden, oder es kann eine Etappenteilung sinnvoll sein. Namen von Ortschaften und Regionen Frankreichs werden durchweg in französischer Schreibweise aufgeführt, also in der Form, in der sie Ihnen bei Ihrer Reise auch auf Schildern und Landkarten begegnen.

Die in den Beschreibungen enthaltenen Details über Ortschaften sollen der Vorauswahl der jeweils zu Aufenthalt und/oder Übernachtung angepeilten Dörfer und Städte dienen, touristische Tipps vor Ort geben und zum Selbstentdecken der Orte ermuntern.

Die Auswahl der Informationen ist darauf gerichtet, dass sie einen guten Mittelweg zwischen strikten Vorschriften und einer unübersichtlichen Fülle von Informationen bieten. Als Ergänzung zu diesem Fahrradreiseführer sind vor allem gute Straßenkarten unbedingt erforderlich. Die nötige Präzision einer vielfarbigen Karte kann mit den in diesem Buch enthaltenen Skizzen (Maßstab ca. 1:400.000) schon aus rein technischen Gründen nicht erreicht werden.

Damit Sie nicht mit dem aufgeschlagenen Buch in der Hand durch Frankreich fahren müssen und womöglich dabei die besten Eindrücke verpassen, ist es sinnvoll, die Streckenführung im Voraus mit einem Stift oder Textmarker auf die von Ihnen benutzte Karte zu übertragen. Markieren Sie sich Punkte mit Besonderheiten, zu denen Sie Informationen dann an Ort und Stelle nachschlagen können; auf diese Art und Weise ist auch die Umkehrung einer Etappenbeschreibung kein Problem.

[Startseite]